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Literatur und Prekariat

In London liegen die Penner inzwischen quer auf den Gehsteigen, als kleine Hürde für die Passanten im Strom ihrer alltäglichen Verrichtungen, weiß die Schriftstellerin Katharina Hacker zu berichten. Auch hierzulande werden die Verhältnisse prekärer, nicht nur in der Unterschicht, auch unter den hochgebildeten Freiberuflern, die Helmut Kuhn in seinem Roman „Gehwegschäden“ beschreibt. Clemens Meyer zeigt, wie man mit Würde am Rand agiert, und schafft dabei romantische Helden, Nachtgestalten wie in amerikanischen B-Movies. Thomas Melle erzählt von krank machenden Arbeitsverhältnissen, die Hippster in „Sickster“ verwandeln. Annett Gröschners vielköpfiges Personal in „Walpurgistag“ wird aus dem Untergrund vertrieben, von der Gentrifizierung eingeholt und beweist einen erstaunliche Widerstandsgeist. All das und mehr in dem Feature „Meine Armut kotzt mich an – Literatur über das prekäre Leben“, das ich gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin, Journalistin und Bloggerin Elke Brüns geschrieben habe. Deutschlandradio Kultur, 22.Juli, 0:05 Uhr

Krähnack

Das Deutschandradio hat mich gebeten, ein paar Schauplätze aus „Das Kreuz von Krähnack“ abzuklappern. So waren wir unterwegs in Brandenburg und Mecklenburg, kletterten über das rostige Tor eines ehemaligen Tanklagers der russischen Streitkräfte, beteten mit Mönchen und Nonnen in einem buddhistischen Kloster und begutachteten ein mecklenburgisches Dorf, in dem schon seit über sechzig Jahren schwäbisch gesprochen wird. Die Sendung der Reihe „Deutschlandrundfahrt“ läuft am 10.12. um 15:05 Uhr.

Die Brüder Brasch

(c) Manfred Ortmann

zum 10. Todestag von Thomas Brasch wird das Feature „Die Brüder Brasch – eine deutsche Geschichte“, das ich 2003 fürs Deutschlandradio geschrieben habe, im Kulturradio des RBB wiederholt. Sendezeit: 16. Oktober, 14:04 – 15 Uhr.
Thomas Brasch starb am 3. November 2001 im Alter von 56 Jahren an Herzversagen. Nur wenige Monate zuvor, im Juli 2001, wurde Peter Brasch in seiner Wohnung tot aufgefunden. Thomas und Peter Brasch waren Söhne eines kommunistischen jüdischen Emigrantenpaares, das während der Nazi-Diktatur nach England emigriert war. 1976 reiste Thomas Brasch gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Katharina Thalbach in den Westen aus. Dort erschienen seine viel beachteten Erzählungen „Vor den Vätern sterben die Söhne“. Sein Bruder Peter stellte ebenfalls einen Ausreiseantrag, der jedoch abgelehnt wurde. Weggefährten, Freunde und Verwandte wie die Schauspielerin Katharina Thalbach, die Schwester Marion Brasch und der Schriftsteller Bert Papenfuß erzählen von Peter und Thomas Brasch, von ihrem politischen Engagement, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen – von ihrem Leben, das so eng verknüpft war mit der deutschen Geschichte. ?

Streetwise

Mick Fitzgerald, der mit seiner Story „Der Kreislauf des Geldes“ einen schönen Schlussakkord für die Rock’n’Crime-Stories geliefert hat, ist nicht nur ein wunderbarer Geschichtenerzähler, sondern auch Schauspieler und ein großartiger Singer/Songwriter. Von Letzterem kann man sich auf seiner neuen CD „Streetwise“ überzeugen. 13 Songs, die er gemeinsam mit dem Bacha Trio eingespielt hat. Darin geht es u.a. um Martha, den Stolz von Inchicore, den letzten eisenharten Pub-Balladensänger und eine Uhr, unter der sich in Dublin die Liebenden treffen. In dem Song „Fly“ (hier hörbar) kündigt ein mythischer Ballon am Neujahrsabend des Jahres 1800 ein neues Zeitalter an: „Can you imagine a poor man milking his cows in the middle of nowhere at the start of the 19th century an seeing a large balloon with people in it passing overhead in a clean sky? He would have told nobody and never drank again.“ (Mick Fitzgerald)
Das Album kann man hier bestellen. Oder einfach per Mail: kasnaujo@gmx.de.

He shot me down

Am 15. Februar erschien bei Rotbuch eine von mir herausgegebene Anthologie mit „Rock’n’Crime Stories“.
Wunderbare Autoren, die sehr schöne Geschichten über Rockmusik und Verbrechen für diese Sammlung geschrieben haben.
Mit dabei sind Rob Alef, Ingvar Ambjørnsen, Friedrich Ani, Franz Dobler, Michael Ebmeyer, Lucie Flebbe, Mick Fitzgerald, Ralph Gerstenberg, Frank Göhre, Michael Herzig, Andreas Niedermann, Matthias Penzel, André Pilz, Stephan Pörtner, Marion Schwarzwälder, Ambros Waibel

Ein paar Termine gibt es auch schon:
24.02. Buchpremiere mit Michael Ebmeyer und Matthias Penzel, Musik: Acapulco Radio, 20 Uhr, Milchbar, Berlin
18.03. Buchmesselesung und Rotbuch-Party mit Friedrich Ani und Ralph Gerstenberg, Musik: Max Power, 21 Uhr, Flowerpower, Leipzig
20.04. Lesung mit Andreas Niedermann und Ralph Gerstenberg, Musik: The Literats, Special Guests: Puch Cobra, Rote Bar / Volkstheater Wien
22.04. Lesung mit Marion Schwarzwälder und Ralph Gerstenberg, Musik: Almost Charlie, 22 Uhr Kaffee Burger, Berlin
07.05. Lesung micht Stephan Pörtner und Michael Herzig, Musik: The Goodbye Johnnys, 20 Uhr Marsbar, Neufrankengasse 15, Zürich
08.05. Lesung mit Rob Alef und Ralph Gerstenberg, 11:30 Uhr, Vogtland Kartonagen, Buchenstraße 9, Reichenbach (Vogtland)
14.05. Lesung mit Ambros Waibel und Ralph Gerstenberg bei der 13. langen Buchnacht, Musik: Sedlmeir, ca. 20:30 Uhr SO 36, Berlin
31.05. Lesung mit Michael Ebmeyer und Ralph Gerstenberg, Krimibuchhandlung totsicher, Berlin
14.06. Lesung mit Ingvar Ambjørnsen und Kersten Flenter, 20 Uhr, Hafenbahnhof, Große Elbstraße 276, Hamburg
30.06. Lesung mit Stephan Pörtner und Michael Herzig, Musik: The Goodbye Johnnys, 20 Uhr Café Kairo, Dammweg 43, Bern

West-Berlin

Zwanzig Jahre nach der Vereinigung erinnere ich in einem Feature für das Deutschlandradio Kultur an das alte Westberlin, die Mauerstadt, Fluchtpunkt für Wehrpflichtige und nahrhafter Boden für Subkulturen. Autoren wie Sven Regener, Michael Wildenhain, Emine Sevgi Özdamar, Johannes Groschupf oder Katja Lange-Müller vermitteln in ihren Büchern etwas vom Westberliner Lebensgefühl der siebziger und achtziger Jahre, als die Kneipen noch verraucht, viele Häuser besetzt und Punk und New Wave aus den Lautsprechern von Tanztempeln wie dem Schöneberger Dschungel dröhnten. West-Berlin erscheint darin als eine Teilstadt mit vielen, durch die Weltpolitik bedingten Ausnahmefällen, in der sich Künstler, Musiker und Schriftsteller tummelten, die glitzerte und glänzte, und doch eng war wie ein Dorf. Am 3. Oktober 1990 verschwand diese Enklave zwischen den Fronten. Heute ist sie ein Ort in den Erinnerungen, die zu Literatur werden.
„Berlin (West) – literarische Erinnerungen an einen verschwundenen Ort“, Deutschlandradio Kultur, 03.10. 00:05 Uhr

Krimi in der DDR

„Mord unter Genossen – der Krimi in der DDR“ heißt ein Feature, das ich gemeinsam mit Carsten Würmann für den Deutschlandfunk geschrieben habe. Darin kommen ehemalige DDR-Krimiautoren wie Jan Eik und Hartmut Mechtel ebenso zu Wort wie der Regisseur Bernd Böhlich, der Filme für DDR-Fernsehserien wie „Polizeiruf 110“ und „Der Staatsanwalt hat das Wort“ gedreht hat. Ebenfalls im O-Ton: Gabriele Reinhold, Lektorin der legendären DIE-Reihe, in der Gegenwartskrimis in 100 000er Erstauflage erschienen sind, die dennoch immer vergriffen waren. Sendetermin: 16. Februar um 19:15 Uhr.
Pressetext des Deutschlandfunks